Die jungen Leute haben keine „richtigen“ Werte mehr.
Sie wollen nur noch faul auf der Haut liegen und sich im Berufsleben nicht mehr „krumm“ machen. Außerdem wollen sie mit wenig Einsatz viel Geld verdienen und das mit mehr Life als Work.
So oder so ähnlich schallt es aktuell auf vielen Kanälen.
Eigentlich können wir aufhören, uns für die Entwicklung der Auszubildenden der GenZ einzusetzen. Es hat ja eh keinen Sinn. Bei uns war das alles ganz anders. Wir haben noch gelernt zu arbeiten. Wir haben schließlich noch Leistung erbracht.
Bei uns war alles besser
Wer entscheidet eigentlich darüber? Welche Werte sind richtig? Und warum stoßen wir uns an den tatsächlichen Werten der GenZ?
Was ist heute eigentlich anders als in unserer Jugend? Als den älteren Generationen in unserer Jugend gewahr wurde, wie wir so ticken und was wir vom Leben erwarten.
Nichts. Denn jede Jugend wirft ihre Schatten oder Sonnenstrahlen auf die Gesellschaft. Was wir in dieser Diskussion gern vergessen: wir haben die jungen Leute positiv und negativ mitgeprägt.
Heute soll es nicht um die GenZ und folgende gehen. Es geht nicht darum, was heute in der jungen Generation so anders ist. Ich möchte anregen, dass wir uns mal mit den eigenen Werten beschäftigen und unseren Kompass wieder etwas kalibrieren.
Vielleicht sagen Sie sich jetzt „Bleib mir weg mit dem ganzen Nonsens. Meine Werte kenne ich und bin ganz zufrieden, so wie es ist.“
Dann ist ja gut. Dann brauchen wir uns keine Gedanken machen, wenn Ausbilder:innen, die kurz vor der AEVO-Prüfung stehen, sich darüber austauschen, dass 50% zum Bestehen derselben ausreichen. Wo sie mal schnell die Lösungen für die Prüfungsfragen herbekommen und ob ihnen auf die Schnelle das Unterweisungskonzept zur Verfügung gestellt wird. Die aber im Gegenzug gern und viel über die „faulen“ Azubis schimpfen.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich helfe gern. Helfe, bei der Entwicklung von nachhaltigem Wissen und Sicherheit im beruflichen Handeln „junger“ und „alter“ Ausbilder:innen. Denn ohne den unermüdlichen Einsatz engagierter Ausbilder:innen wäre die berufliche Bildung arm dran. Und da braucht es hin und wieder Unterstützung von Außen.
Mit etwas Abstand betrachtet, ist es völlig okay, dass wir uns so das Leben etwas leichter machen wollen. Es kollidiert nur heftig mit den Erwartungen an Auszubildende, die sich bitte für ihre Ausbildung engagieren und ihre Leistungen im Betrieb und Berufsschule verbessern sollen. Unsere Erwartungen entspringen unseren Werten.
Sie sind herzlich eingeladen, einen neuen Blick auf Ihre Werte zu riskieren und damit für Ihre Arbeit Entspannung und Verständnis zu schaffen.
Ich möchte mit Beispielen aus meinem Wertekompass beginnen.
Wertschätzung
Wir sind alle besondere Kinder dieser Erde. Wir tragen alle etwas für die Geschicke dieser Menschheit bei. Das ist es wert zu schätzen. Ich schätze die Meinung und Bedürfnis anderer und finde gern eine für beide Seiten machbare Lösung. Ich habe zudem erkannt, dass ich mir ebenfalls diese Wertschätzung entgegenbringen möchte, damit ich unvoreingenommen und offen auf andere zugehen kann.
persönliche Entwicklung
Ich lerne täglich etwas dazu und freue mich über jeden kleinen Schritt, den ich auf meinem eigenen Entwicklungsweg gehe. Dazu gehört nicht nur mein berufliches Fortkommen und wenig das Erlangen von Macht. Vielmehr ist es mir wichtig, die beste Version meines Selbst zu werden. Meine Erfahrungen auf diesem Weg teile ich gern mit anderen, um sie auf ihrem Weg zu unterstützen.
Zuverlässigkeit
Mir ist es zu jeder Zeit wichtig, dass sich Menschen auf mich verlassen können. Ich halte in der Regel Verabredungen ein, agiere und kommuniziere berechenbar.
Ehrlichkeit
Ich wünsche mir Ehrlichkeit von meinem Gegenüber. Das Gleiche gilt für mich. Mir widerstrebt es unehrlich zu sein. Lügen gehört nicht zu meinem Repertoire. Bisher bin ich sehr gut damit gefahren und versuche dies Auszubildenden als wertvolles Gedankenexperiment zu vermitteln.
Ich bin überhaupt nicht erfreut, wenn meine Werte dauerhaft von anderer Seite torpediert werden.
Welche Werte sind Ihnen im Arbeitsleben und Privatleben und mit welcher Priorisierung, wichtig?
Lust auf eine kleine Übung?
Nehmen Sie sich Zeit und Ruhe für diese Übung, sie ist nicht nach 5 Minuten erledigt.
- Sie benötigen einen Stift und mind. 10 Moderationskarten oder Zettel.
- Konzentrieren Sie sich dabei auf den Bereich, den Sie genauer betrachten wollen, z. B. beruflich (als Ausbilder:in)
- Schreiben Sie auf jede Karte einen für Sie wichtigen Wert.
- Nun breiten Sie die Karten vor sich aus.
- Schaffen Sie etwas Platz auf dem Tisch, Sie priorisieren jetzt Ihre gewählten Werte.
- Wählen Sie einen Wert und legen ihn ungefähr in die Mitte des freien Platzes.
- Nehmen Sie nun den nächsten Wert aus Ihrer Wertesammlung und versuchen ihn über oder unter dem bereits ausgelegten Wert einzuordnen. Das kann Ihnen bei der Einordnung helfen.
- Spüren Sie nach, was Sie mit dem Wert verbinden.
- Für welche Emotionen steht dieser Wert?
- Wie wichtig sind diese Emotionen im Vergleich zu den Emotionen Ihres ersten Wertes?
- Haben Sie den Wert einordnen können? Wählen Sie nun den nächsten Wert aus Ihrer Sammlung.
- Gehen Sie wie bei der letzten Auswahl vor und spüren Sie in sich hinein.
- Bilden Sie auf diese Weise Ihr persönliches Werte-Ranking.
Das Ergebnis – Ihr persönliches Werte-Ranking
Steht bei Ihnen Autonomie an erster Stelle, legen Sie womöglich großen Wert auf einen hohen Grad eigener Entscheidungskompetenz. Stellen Sie sich nun vor, dass Ihre Auszubildenden ebenfalls diesen Wert in ihrem persönlichen Werte-Ranking auf einem der ersten Plätze verorten.
Sicher wirkt sich das auf die gemeinsame Arbeit aus. Vielleicht wird die Azubine/der Azubi viele Entscheidungen treffen, ohne Sie einzubeziehen. Stört Sie diese Eigenmächtigkeit und haben Sie sich mit dem persönlichen Wertesystem und seinen Einfluss auf die Zusammenarbeit bereits beschäftigt, dann finden Sie sicher eine für beide Seiten akzeptable Lösung.
Wenn nicht, dann bleibt dieses Störgefühl erhalten und endet gern in einem offenen oder verdeckten Konflikt.
Perspektivwechsel
Ein anderes Beispiel. Für Ihre Auszubildende steht „Sinn in der Arbeit“ auf den ersten Plätzen. Ihr ist es wichtig, dass sie einen Beitrag leisten kann und findet darüber eine große Eigenmotivation. Nun hat sie seit einigen Tagen die Aufgabe, den Warenbereich in Ordnung zu halten und die ausgestellten Waren abzustauben. Eine wichtige und im Rahmen der Ausbildung nötige Aufgabe.
Meist können wir dann beobachten, dass die Motivation der Auszubildenden von Minute zu Minute sinkt, die Aufgabe wird mehr schlecht als recht umgesetzt und die Hauptbeschäftigung verlagert sich auf das Handy.
Sie sind sehr gewissenhaft und können dieses Verhalten nicht verstehen. Und nun? Ich empfehle ein Gespräch. Stellen Sie heraus, welchen Stellenwert diese Aufgabe für die Auszubildende, ihre Ausbildung, die Kunden und das Unternehmen hat. Zeigen Sie Verständnis, dass Routineaufgaben selten Spaß machen und appellieren Sie an die Auszubildende, ihren Blick für die unterschiedlichen Sichtweisen zu schärfen.
Ihr Gewinn
So gelingt es, dass Sie Wert der Auszubildenden positiv ansprechen und bei ihr die Motivation für diese Aufgaben wecken.
Verschaffen sich einen Überblick über Ihre eigenen Werte und den damit verbundenen Erwartungen. Damit schaffen Verständnis für die Werte und Erwartungen anderer. Das bedeutet nicht, dass Sie jedes Verhalten akzeptieren müssen. Vielmehr können Sie mit dem Wissen darum besser in die Interaktion gehen.
Wollen Sie für sich oder Ihre Ausbilder:innen tiefer in die Themen Haltung, Selbstwirksamkeit und Kommunikation einsteigen? Dann biete ich Ihnen ein kostenloses Kennenlerngespräch an. Gemeinsam finden wir heraus, an welcher Stelle Sie am meisten von meinen Erfahrungen profitieren.
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